01.01.2016

Projekt Eagleclaw Kapitel 17: Der Haken an Perfektion


Wie ergeht es dem Quartett am Ende der Welt?


Lukas stand allein auf einem der Hügel und blickte am großen Turm herauf, hinter dem gerade die Sonne unterging. Seine Spitze lag über den Wolken, sodass man nicht erkennen konnte, was dort verborgen lag. Schon mehrmals hatte er versucht, die Stufen zu erklimmen, musste aber immer wieder aufgeben, weil ihn die Kraft verließ. Ihm war nicht klar, und er erfuhr es auch nie, dass er nicht einmal die Hälfte des Bauwerks erklommen hatte. Was tatsächlich dort oben lag, wird später in dieser Geschichte eine Rolle spielen. Nach einer Weile kam Indra zu ihm. Sie versteckte etwas hinter ihrem Rücken, ging aber nicht gleich darauf ein.
Stattdessen sagte sie: "Dieser Ort stellt ein Paradies dar, aber ich glaube nicht, dass es das sein soll. Ich denke viel eher, es ist ein Gefängnis. Für uns... Oder für etwas anderes!" Bei diesen Worten löste sie ihren Blick von Lukas und sah nun ebenfalls in die Wolken. "Ich glaube, Morro und Lyra spielen mit dem Gedanken, für immer hier zu bleiben.", sagte Lukas. "Wenn das hier ein Gefängnis sein soll, erfüllt es seinen Zweck. Krieger und Flüchtlinge aus einer Welt voller Gewalt und Grausamkeit finden hier das, wonach sie sich in ihrem Innersten sehnen. Warum sollten sie dann in ihre eigene Welt zurückkehren?"
"Vielleicht hat die Hexe uns als Test hierher geschickt.", überlegte Indra. "Wer dem widersteht, ist entweder ein edler und willensstarker Held mit der Bereitschaft, seine Zukunft für andere zu opfern, oder ein gnadenloser Krieger, dessen einziger Antrieb Rachsucht anstatt dem Wunsch nach einer besseren Welt ist." "Wir müssen zurück!", stimmte Lukas zu. "Und das du das erkennst, macht dich zu einem Helden!", lobte Indra ihn, und reichte ihm das, was sie hinter ihrem Rücken versteckt gehalten hatte: sein Schwert, welches im Kampf mit dem Maskenkönig geborsten war; sie hatte es repariert und geschliffen. Glücklich packte Lukas es und steckte es wieder in die Schneide, von der er es nicht über sich gebracht hatte, sie abzulegen.
So gingen die beiden zu der Hütte zurück, um Lyra und Morro zu überreden, mit ihnen zurückzukehren. Allerdings war das nicht mehr nötig: Als sie das Haus betraten, sahen sie, wie ihre Freunde mit ernsten Gesichtern auf den Tisch starrten, der sonst immer mit einem Tischtuch bedeckt gewesen war. Morro war gestolpert und hatte sie im Versuch, sich festzuhalten, heruntergezogen, wodurch ein ins Holz geschnitzter Satz zum Vorschein kam:

"Solang´ das Biest gefangen bleibt,
sich in dem Traum ein Alptraum zeigt!"

Und in dem Moment, wo sie es lasen, war von draußen aus der Ferne ein fürchterliches Gebrüll zu hören. Es war in dem Moment, in dem der Vollmond direkt über der Spitze des Turms stand. Das Quartett verschwendete keine Zeit und eilte aus ihrem Unterschlupf zu dem Ort, an dem sie aus dem Portal gekommen waren. Für den schönen Anblick, der sich ihnen bot, als das Mondlicht auf die idyllischen Weiden schien, hatte keiner von ihnen mehr Augen. Sie wollten nur noch so schnell wie möglich weg von dem gestaltlosen Monster, das sich irgendwo hier verstecken musste. Umso glücklicher waren sie, als sie die Hexe wiedersahen, die scheinbar die ganze Zeit am Portal gewartet hatte.
"Sehr gut, ihr habt es also zurück geschafft.", stellte sie in einem Tonfall fest, als wäre es nichts besonderes. Morro konnte sich nicht länger zurückhalten, und fragte: "Was für ein Monster lebt an diesem Ort?" Die Hexe tat, als hätte sie es nicht gehört, und sagte stattdessen: "Draußen suchen einige Kobolde nach euch, sie murmelten etwas von 'Kriegsrat in der Gnittaburg'. Ihr solltet euch beeilen." Das ließ nichts Gutes vermuten, so machten sich die vier sofort auf den Weg. Aber Morro drehte sich noch einmal um und fragte erneut: "Was für ein Monster lebt an diesem Ort?" Und diesmal antwortete die Hexe: "Eines, das stärker ist als der Maskenkönig. Aber noch ist es gefangen." Mehr bekam man aus ihr nicht heraus.

Ein Beitrag von Justin(23)

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