08.12.2015

Projekt Eagleclaw Kapitel 15: Das endlose Dunkel


Ein Schatten, älter als die Menschheit selbst, kündigt seine Rückkehr an!


Ich hatte geplant, die Siedlung nach meinem Treffen mit Lukas´ Onkel zu verlassen und zur Gnittaburg zu kommen, um Rondar dessen Antwort mitzuteilen, aber etwas hielt mich davon ab, einfach einen Teleportzauber zu verwenden. Eine Dunkelheit lag über diesem Ort, die nicht vom Missmut der Menschen ausging... Ich entschied mich, zuerst zu Fuß aus dem Dorf zu gehen, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Nach einem etwa 30 Minuten langem Marsch am Fluss entlang kam ich in eine kleine Schlucht, in die ein Wasserfall hineinfloß. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus setzte ich mich auf den Boden, nahm eine Meditationshaltung ein und schloss die Augen.
Als ich sie wieder öffnete, fand ich mich in jener Zwischendimension wieder, in der ich einst Ethera besiegt hatte. Es gab wie auch beim letzten Mal nicht viel zu sehen: Ich stand auf einer durchsichtigen Plattform im leeren Raum, der Hintergrund glich einer schnittlosen Wolkendecke. Da ich mich nicht auf die Umgebung konzentrieren musste, konnte ich mich der rauen, angsteinflößenden, vielleicht auch etwas verkratzten Stimme widmen, die plötzlich von überall her zu hören war. Ich hatte sie zuvor nur einmal gehört und das lag 40 Jahre zurück; dennoch erkannte ich sie sofort: "Wintus der Stürmische! Es ist so lange her! Tut mir leid, dass ich dich nicht eher eingeladen habe, aber ich war ziemlich beschäftigt damit, tot zu sein. Du weißt schon, nachdem du mich ermordet hattest!"
Jetzt bildete sich eine pechschwarze Rauchwolke über mir und nahm wie damals eine fledermausähnliche Gestalt an, nur war sie dieses Mal wesentlich größer. Es war eine Gestalt, älter als die Menschheit selbst. Die ersten Zauberer hatten ihn mit einer uralten Formel in diese Dimension gesperrt, um seine Terrorherrschaft zu beenden. Sie hatten ihn den großen Schatten oder auch das endlose Dunkel genannt. In unserer Welt konnte er nur Gestalt annehmen, indem er von dunklen Zauberern einen Fremdkörper geopfert bekommt, so wie Ethera es war. Dabei ergriff er nicht Besitz von diesem Körper, er lebte nur in ihnen, um seine Kräfte zu steigern. Und nachdem er Gestalt angenommen hatte, griff er mich von oben an. Ich konnte nur knapp ausweichen, ohne vom Rand der Plattform zu fallen. "Aber mach dir keine Sorgen, ich bin nicht nachtragend!", lachte er.
"Was willst du von mir?", fragte ich laut in den Raum. Er antwortete, als wäre das offensichtlich: "Tu nicht so, als wäre es dir nicht klar. Du weißt, das es einen Riss zwischen unseren Dimensionen gibt, und du kannst ihn nicht ewig beschützen! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du einen Fehler machst, und wenn das passiert..." Kaum hatte er dies gesagt, brach der graue Hintergrund auf und dahinter lag eine Welt, deren Farben einem in den Augen wehtaten. Wenn es einem gelang, genauer hinzusehen, konnte man darin Schattenwesen erkennen, wesentlich dunkler als alle, die ich bis dahin gesehen hatte. Sie lachten grausam über die Verzweiflung, die bei ihrem Anblick in meinem Gesicht stand. "Verschwinde! Du hast keine Macht in unserer Welt!", schrie ich. "Vielleicht noch nicht, aber Dinge ändern sich, Wintus!", erwiderte das ewige Dunkel ruhig. Dann wachte ich auf, und seine letzten Worte hallten in meinem Kopf wieder: "Dinge ändern sich!"

Ein Beitrag von Justin(23)

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