08.12.2015

Projekt Eagleclaw Kapitel 14: Der Weg der Menschen


Wintus versucht, die Menschen für seine Sache zu gewinnen.


Es war genau zwölf Uhr mittags, als ich auf dem Dorfplatz erschien, im Mittelpunkt der Siedlung, nahe der sich das Menschenheer gerade aufhielt. Der Onkel von Lukas hatte auf mich gewartet, wie es besprochen war. Jedoch ließ seine finstere Miene nicht darauf schließen, dass er sich auf diese Unterhaltung gefreut hatte. "Es ist überaus dreist von euch, mich während meines Dienstes zu stören, und einfach davon auszugehen, ich hätte alle Zeit der Welt, Meister Wintus." "Ihnen auch einen guten Tag.", sagte ich sarkastisch, fing mich aber schnell wieder, da mir ein solches Verhalten nicht geholfen hätte. "Herzlichen Glückwunsch nochmal zur Beförderung!" "Ja, ich konnte glücklicherweise auch ohne die Hilfe meines Neffen überzeugen.", sagte er mit beschuldigendem Unterton. Dann fragte er sarkastisch, als wüsste er schon, was geschehen war: "Wie geht es ihm denn?" Was blieb mir anderes übrig, als zu lügen und 'gut' zu antworten?
"Also, kommen wir zur Sache. Wieso verschwendest du meine Zeit?", drängte er jetzt. "Mit Verlaub, wir haben ein Problem in der Zauberwelt, und wenn wir nicht effektiv dagegen vorgehen, könnte es zu eurem werden!", antwortete ich. Ich wollte genauer darauf eingehen, doch er entgegnete schon: "Es hat etwas mit den Angriffen der, wie nennt ihr sie, Phantomreiter zu tun, die sich in letzter Zeit häufen, ist es nicht so?" "Ihr habt Spione in der Zauberwelt?", folgerte ich überascht. Genervt erklärte er: "Natürlich habe ich Spione zu euch geschickt, ihr lässt mich doch auch regelmäßig von irgendwelchen Schattengestalten verfolgen." "Ich bin mir sicher, dass ich keinen solchen Befehl ausgesprochen habe!", verteidigte ich mich. Den Gedanken, dass es Finsterlinge geben musste, die sich meinem Befehl entzogen, schluckte ich erst einmal herunter.
"Meister Wintus, erlaubt mir die Frage: Wenn ihr diese Bedrohung nicht in den Griff bekommt, warum gebt ihr ihnen dann nicht, was sie wollen, denn das ist offensichtlich die Herrschaft über euer Land. Warum setzt ihr die Leben der euren aufs Spiel, wenn ihr wisst, dass es sinnlos ist? Viele Zauberer haben ihre Kräfte aufgegeben, um ein Leben unter Menschen zu führen. Ist es nicht möglich, dass für euch die Zeit gekommen ist, es ihnen gleich zu tun?" Seine Worte waren wie Messerstiche, und das wusste er. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass mir die alleinige Leitung der magischen Welt mächtig zusetzte, und er nutzte meine Zweifel, um mich abwimmeln zu können. Aber mir war klar, dass es hierbei um mehr als um unser Land ging: "Das Ziel des Maskenkönigs, so nennt man ihren Anführer, ist meiner Ansicht nach nicht die Übernahme unseres Gebiets, sondern die Auslöschung seiner Feinde, zu denen auch ihr gehört. Anders formuliert: Es geht ihm um Rache."
Während ich sprach, sah man meinem Gegenüber an, wie er immer ungeduldiger wurde. Als ich fertig war, schüttelte er den Kopf und sagte: "Es ist mir egal, was dieser Maskenkönig will. Ich habe auch anderes zu tun, als eure Schlachten zu führen! Seit die Alchimagen aus eurem Reich hier eingefallen sind, herrscht pures Chaos, und das muss ich jetzt richten. Wenn ihr mich also entschuldigen würdet, ich ziehe es vor, mich mit meinen eigenen Problemen zu beschäftigen, anstatt meine Leute für die Lösung der euren zu opfern!" Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon. Es gab viel, was ich ihm hätte nachrufen können, doch jedes weitere Wort wäre verschwendet gewesen. Die Menschen waren noch immer so sturr wie vor 100 Jahren.

Ein Beitrag von Justin(23)

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