27.11.2015

Projekt Eagleclaw Kapitel 13: Rondar im Sturzflug


Rondar will sich einen Kristall vor dem Maskenkönig schnappen...


Der Kristall lag einfach so auf dem Tisch, unbewacht, ungeschützt... Jeder vorbeifliegende Vogel hätte ihn mitnehmen können. Als Rondar in der Gestalt des Raben darauf zuflog, war er enttäuscht, wie wenig sich der angebliche Weise um den wertvollen Schatz kümmerte. Unglücklicherweise sind die sieben Weisen, die am Krieg gegen Ethera beteiligt waren, inzwischen allesammt verstorben, und ihre Lehrlinge oder Kinder, wie ich und Rondar, hatten ihre Posten übernommen. Die übrigen von uns haben ihre Zauberkraft jedoch aufgegeben, um ein sichereres Leben in der Menschenwelt führen zu können. Da wir die letzten sind, die den Rat der Weisen erhalten, verstehe ich nicht, warum gerade wir diejenigen sind, denen man keinen Kristall anvertrauen wollte. Doch inzwischen spielte das keine Rolle mehr. Rondar griff den Kristall mit seinen Klauen und flog davon. Ob sein Besitzer es je gemerkt hat, weiß ich nicht.
Es sah nach einem klaren Erfolg aus! Ohne Kampf hatte Rondar den Kristall bekommen, und dass es keine Fälschung war, konnte er spüren. Er wäre mit dem Edelstein zur Gnittaburg geflogen, wo wir uns nach meinem Gespräch mit den Menschenführern treffen wollten. Wären nicht die Schattenflieger gekommen... Es waren in Rondars Augen eine Krähe, ein Falke und ein Adler. Schattenkrieger sind unförmige, schwarze Abbilder reeller Lebewesen, beschworen von Ethera und nach dessen Verrat dazu gedrungen, ziellos durch die Welt zu streifen. Diese aber hatten eine Aufgabe vom Maskenkönig bekommen: denjenigen aufzuhalten, der mit einem silberblauen Kristall in Richtung Norden zieht.
Zuerst hielt Rondar sie für Vagabunden, doch auf einmal wechselten sie ihren Kurs und flogen direkt auf ihn zu. Die Krähe griff von unten, der Falke von oben und der Adler frontal an; ausweichen war unmöglich. Rondar sah es als seine einzige Chance, den Kristall zu benutzen: Er schüttelte ihn und lenkte so den Wind in die andere Richtung, dadurch konnte er mit Rückstoß abbremsen und seine Gegner ins Leere lenken. Er warf den Kristall über die Krähe, schlüpfte unter ihr durch und wollte ihn wieder greifen und verschwinden, aber der Falke war schneller, warf ihn blitzschnell zum Adler und griff ihn an. Rondar konnte knapp ausweichen, doch nun nutzte der Adler den Kristall, um eine Windböe zu erzeugen, die Rondar das Korn aus dem Schnabel bließ. Jetzt begann ein Rennen gegen die Zeit: Sobald das Korn den Boden berührte, würde es brechen und Rondar seine wahre Gestalt wiedergeben, und da er es nie hätte einholen können, musste er das Beste aus der verbleibenden Zeit machen.
Alles ging ganz schnell. Rondar ging auf den Adler los, um ihm den Edelstein wieder abzunehmen, doch dieser erzeugte ein Schild aus Winden um sich herum, das ihn direkt in die Klauen der anderen Vögel drückte, welche ihn packten und nach oben zogen, bis der Luftwiderstand zu groß wurde. Und in dem Moment, in dem das Korn am Boden landete, ließen sie ihn fallen und flogen in Dreierformation davon. Verzweifelt schnappte Rondar nach seinem Zauberstab, der neben ihm herunterfiel, und im letzten Moment konnte er ihn packen und eine Fallplane herbeizaubern, die seinen Sturz abfederte. Machtlos sah er in den Himmel, wo die Schattenwesen gerade mit dem einzigen verschwanden, was den Maskenkönig hätte aufhalten können...

Ein Beitrag von Justin(23)

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