27.11.2015

Projekt Eagleclaw Kapitel 12: Die Nachricht des Raben


Rondar hat schon einen Schlachtplan vorbereitet.


Ein einzelner Rabe flog in meinen Schlossgarten. Nighty und ich hatten ihn schon erwartet. Der Vogel setzte zum Sturzflug an, und kurz bevor er am Boden aufprallte, knackte er das seltsame Korn in seinem Schnabel auf, verschwand in einem Wirbel aus Farben und tauchte in seiner wahren Gestalt wieder auf. "Deine Nachricht kam mit den letzten Angalien. Nun sind wir alle fort. Wir sollten uns fragen, warum wir ihnen nicht folgen.", sagte ich Rondar. Dieser entgegnete: "Du musst wirklich frustriert sein, wenn du kampflos das Weite suchen willst." Diese Worte riefen Erinnerungen wach: "Da läuft man einmal mit einer Armee in Alkanor ein, und schon gilt man als Kriegsherr!" Wir beide mussten bei dem Gedanken lachen, und umarmten uns freundschaftlich. Es war viel zu lange her...
"Ich wünschte, ich würde aus schöneren Anlässen kommen, aber ich denke, es ist eben die Sache in Alkanor, die uns eingeholt hat.", fuhr er jetzt wieder ernst fort. "Das kann nicht sein!", beharrte ich. "Wir haben ihn vernichtet; es kann nicht derselbe Feind sein." "Ich will es doch auch nicht glauben, Wintus, aber ich habe ihn selbst gesehen, seine Kampftechnik... Sie ist unvergleichlich!", sprach Rondar. Ich hätte es aus dem Mund eines Fremden nicht geglaubt, doch Rondar schien sich zu sicher, als dass sich Diskutieren gelohnt hätte. Jetzt mischte Nighty sich ein: "Meister Wintus, nehmen wir einmal an, dieser Feind ist, für wen Rondar ihn hält. Was würden wir tun?" Rondar übernahm das antworten: "Es ist eindeutig, dass er die Kristalle sucht. Mit dem, den er hat, kann er die Menschen finden, denen sieben von ihnen anvertraut wurden. Wir aber kennen die Aufenthalte der Zauberer, welche die übrigen fünf bewachen, und wenn wir auch nur einen bekommen, ehe er ihn sich nimmt, kann er ihre komplette Kraft nicht freisetzen."
"Doch selbst mit der Hälfte der Kristalle wäre er noch zu mächtig für uns, nicht zu vergessen, dass er eine Armee hinter sich hat!", gab ich zu bedenken. Rondar reagierte sofort auf diesen Hinweis: "Darum brauchen wir auch eine." "Ihr meint doch nicht...", fragte Nighty unsicher. "Die Menschen.", sagten Rondar und ich gleichzeitig, wobei er etwa zehnmal so motiviert klang wie ich. Das blieb auch ihm nicht unbemerkt: "Komm schon, Wintus. Sie müssen doch erkennen, dass es bald auch ihr Problem sein wird! Und kein Zauberer hat besseren Kontakt zu den Menschen als du." "Hast du nicht mitbekommen, dass der Onkel des Jungen Lukas zum General befördert wurde?", erwiderte ich. "Er ist unglaublich sturrköpfig und hält nichts von magischen Wesen." "Vielleicht war es nicht ganz förderlich, dass ich ihn beleidigt habe, als ich ihm auf Befehl von Meister Wintus seinen Neffen weggenommen habe.", fügte Nighty hinzu.
Doch Rondar ließ nicht locker: "Du weißt genauso gut wie ich, dass es sein muss! Ich werde versuchen, mindestens einen Kristall zu retten, während du mit den Menschen sprichst." "Du lässt noch immer kein 'Nein' gelten, oder? Na schön, aber ich kann nichts versprechen.", gab ich nach. "Sehr gut. Viel Glück, mein Freund.", verabschiedete er sich. Dann zog er seinen Zauberstab, hielt ihn sich an die Brust, zog ihn in die Luft, wobei erneut ein Wirbel aus Farben entstand, und legte den Stab auf den Boden, bevor er im Magiemantel verschwand. Der Rabe flog Sekunden später wieder heraus, las den Zauberstab, der sich in ein Korn verwandelt hatte, auf und flog eilig in die Abenddämmerung. Mein Blick folgte ihm, bis er nicht mehr zu sehen war. Traurig realisierte ich, das es der letzte gute Vogel war, den ich für lange Zeit sehen würde.

Ein Beitrag von Justin(23)

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